Annegret Soltau (*1946 in Lüneburg) zählt zu den bedeutendsten Vertreterinnen feministischer Kunst in Deutschland. Aufgewachsen ist sie unter ärmlichen Bedingungen in Elbstorf bei Drage bei ihrer Großmutter und einem Onkel. Ihr Talent wurde früh erkannt – gegen familiären Widerstand besuchte sie eine weiterführende Schule und studierte später in Hamburg und Wien, unter anderem bei David Hockney und Rudolf Hausner.
Charakteristisch für Annegret Soltaus Kunst wurden Fotovernähungen, bei denen sie zerrissene Aufnahmen vornehmlich des Gesichts mit groben Stichen neu zusammenfügt. Die Collagen setzen sich kompromisslos mit Themen wie Körperbild, Identität, Mutterschaft, Gewalt und Vergänglichkeit auseinander. Dabei nutzt Soltau sich selbst als Modell – oft zerschnitten, genäht, überzeichnet.
Trotz jahrzehntelangem Wohnsitz in Darmstadt hielt sie Kontakt zur Heimat: 2016 zeigte die KulturBäckerei eine Werkschau zu ihrem 70. Geburtstag – eine späte Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit –, und das Kunstarchiv Lüneburg verwahrt Teile ihres Werkes. Ihre Arbeiten sind heute international anerkannt, doch ihre künstlerische Radikalität wurzelt im frühen Leben an der Elbe.